Sprache telegrafisch übermitteln
Mit Stricknadeln, Wursthaut und ein paar Drähten fing es an: Aus ihnen baute der deutsche Physiker Philipp Reis (1834–1874) 1861 den ersten Telefonapparat der Welt. Vorerst funktionierte der Empfang aber nur in eine Richtung. 1876 meldete dann der schottische Erfinder Alexander Graham Bell (1847–1922) sein in beide Richtungen funktionierendes Telefon beim Patentamt an.
Ein Jahr später wurde in Berlin das erste Ortsgespräch von einem „Fräulein vom Amt” über einen Klappenschrank per Hand vermittelt. Damit trat der noch bis 1980 offiziell so bezeichnete Fernsprecher seinen Siegeszug an. Die wachsende Anzahl an Gesprächsteilnehmern führte Anfang des 20. Jahrhunderts zu einer automatischen Vermittlung per Wählscheibe und Hebdrehwähler.
Ein Telefon mit Zugnummernschalter, von der Firma Siemens 1949 gebaut, konnte sich hingegen nicht durchsetzen. Bei ihm rutschte man beim Wählen zu leicht mit dem Finger ab.
Eine Zeitreise durch die Geschichte der Telefonie
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In dem Video stellen wir ausgewählte Exponate vor und beschreiben deren Funktion und Bedeutung für die Geschichte der Telefonie.
Die Erfindung des Telefons
Geniale Erfindungen haben zu allen Zeiten ein ähnliches Echo hervorgerufen: Die breite Masse erkennt nicht ihren Wert und lehnt sie ab. So erging es zunächst auch dem deutschen Erfinder des Telefons, Johann Philipp Reis (1834–1874). Sein Apparat bestand bereits 1861 aus einem Sender, einer Batterie und einem Empfänger. Die Tonübertragung erfolgte – noch etwas undeutlich – über Membrane. Obwohl sein Gerät ausbaufähig gewesen wäre, wurde es als technische Spielerei abgetan.
Der gebürtige Schotte Alexander Graham Bell (1847–1922) hatte 1876 mit seiner Erfindung in Amerika mehr Erfolg. Als Lehrer für Gehörlose verfolgte er wie Reis den Plan, ein Kommunikationsmedium – das Telefon – zu entwickeln. Sein Telefon konnte sich rasch durchsetzen und wurde 1878 auch in Deutschland eingeführt.
"Hier Amt, was beliebt?"
Am 12. Januar 1881 nahm in Berlin die erste Fernsprechvermittlung Deutschlands mit acht Teilnehmern ihren Betrieb auf. In 35 Städten des damaligen Deutschen Reiches entstanden Fernsprechvermittlungsstellen.
Ab 1890 beschäftigten die Oberpostdirektionen Mitarbeiterinnen als sogenannte "Fräulein vom Amt". Die Telefonistinnen galten darüber hinaus als Pionierinnen der Arbeitswelt, denn sie waren die ersten weiblichen Arbeitskräfte im Bürobereich.
Durch die Erfindung des Strowger-Hebdrehwählers konnte das Vermitteln der Telefongespräche Ende des 19. Jahrhunderts automatisiert werden. Das erste mit dieser Technologie ausgestattete Fernsprechamt nahm 1908 in Hildesheim seinen Betrieb auf.
War das Telefon anfangs weitgehend wohlhabenden Bevölkerungskreisen vorbehalten, so erhielten im Verlauf des 20. Jahrhunderts immer mehr Privathaushalte und Büros einen eigenen Telefonanschluss. In der Bundesrepublik Deutschland gab es Ende 2019 allein 38, 22 Millionen Telefonanschlüsse.