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Strom für Stadt und Land

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Die Elektrifizierung

Plakat der elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt am Main im Jahr 1891
Plakat der Internationalen elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt am Main, 1891

Die Entdeckung des „dynamoelektrischen Prinzips“ durch Werner von Siemens (1816–1892) im Jahr 1866 schuf die Voraussetzung für den Bau von Kraftwerken und die großtechnische Nutzung der Elektrizität. Die erste Fernübertragung von Drehstrom über 176 km von Lauffen am Neckar nach Frankfurt/Main wurde 1891 im Rahmen der 1. Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung in Frankfurt demonstriert. Zu dieser Zeit begann vielerorts der Ausbau der regionalen Netze. 

Bis 1900 wurde der elektrische Strom hauptsächlich für die Beleuchtung genutzt. Das elektrische Licht hat somit ganz entscheidend zur allgemeinen Elektrifizierung beigetragen. In der heutigen Zeit haben sich die Verhältnisse umgekehrt – nur wenige Prozent des erzeugten Stroms werden für die Beleuchtung verwendet. Aber die Elektrizität eignete sich auch als billiger und effizienter Antrieb für Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft. Daher lösten Elektromotoren im ausgehenden 19. Jahrhundert recht bald die Dampfmaschinen und die Transmissionsriemen ab.

Männer richten mit Hilfe von langen Stangen einen Gittermast auf
Pioniere der Elektrifizierung: An dem Leitungsbau auf dem Land waren neben den Monteuren auch Handwerker, Hilfsarbeiter und Bauern beteiligt.

Zu Beginn der Elektrifizierung gab es noch keine Normen und Sicherheitsvorschriften, kaum theoretische Lehrveranstaltungen. In die Prinzipien der neuen Energieversorgung musste man sich einarbeiten. Die ersten Monteure, die Strom verlegten, waren Handwerker aus dem Schlosser- und Klempnergewerbe und Gasinstallateure. Aus Verkaufsläden für technische Artikel entstanden nicht selten Spezialfirmen des späteren Elektrogewerbes. Und auch die Energieversorger betrieben anfangs noch Montageabteilungen. Viele bestaunten das Können dieser Männer, die mit den langen Leitungen das Licht ins Haus brachten. Erst Mitte der 1920er Jahre wurde in der Meisterprüfungsordnung des Elektrikerhandwerks eine Aufteilung in Installateure, Mechaniker und Maschinenbauer vorgenommen.

 

Das Fahrrad als Dienstfahrzeug

drei Monteure mit Fahrrädern und Steigeisen am Holzmast
Das Transportmittel der Monteure war das Fahrrad

Das Transportmittel der Monteure war das Fahrrad, mit dem besonders auf dem Land täglich weite Strecken von bis zu 80 Kilometer zurückgelegt werden mussten. Mit der Hand hoben die ersten Monteure Gräben und Löcher aus, setzten Leitungsmasten, zogen Drähte. Nachts wurden häufig Reparaturen durchgeführt. Strom konnte sich in den Anfangsjahren nur das gehobene Bürgertumleisten. Allein die Lichtinstallation einer Lampe kostete um 1900 bis zu 230 Mark. Um dieses Geld zu verdienen, hatte der Monteur ein viertel Jahr zu arbeiten.

In dem Video hören Sie die Geschichte der Elektrifizierung, erzählt am dem Strommast und dem Monteursfahrrad.

Die flächendeckende Stromversorgung

Die ersten Kraftwerke waren kleine Blockkraftwerke, die einzelne Häuserareale versorgten, ähnlich wie bei der Gasversorgung. Als es möglich wurde, Starkstrom in Form von Wechselstrom über weite Strecken zu transportieren, wurden die in den Städten angesiedelten „Lichtstationen” in Außenbezirke verlegt. Es begann die Phase der Verbundsysteme und der Überlandleitungen. Durch den Zusammenschluss der Energieerzeuger wurde Strom günstiger. Bereits in den 1920er Jahren gab es für Stadt und Land gleiche Tarife. Die Elektrizitätswerke entwickelten sich zu Versorgungsbetrieben für größere und dünn besiedelte Gebiete. Es entstand eine Infrastruktur von hohem Standard, die sich in ihrer Entwicklung auch nicht von den beiden Weltkriegen aufhalten ließ.

Unternehmensgeschichte: Von der HASTRA zu Avacon

ein Monteur telefoniert in einem Dienstfahrzeug der Hastra
Ein Monteur in seinem Dienstfahrzeug der Hastra

Das regionale Versorgungsunternehmen Hannover-Braunschweigische Stromversorgungs-Aktiengesellschaft (HASTRA) sorgte über einen Zeitraum von siebzig Jahren (1929–1999) in Stadt und Land für eine effiziente und sichere Versorgung mit Energie. Ihre Gründung am 30. Oktober 1929 erfolgte in wirtschaftlich und politisch schwierigen Zeiten (Weltwirtschaftskrise, hohe Arbeitslosigkeit, politisch instabile Lage).

Ihren Auftrag, eine flächendeckende Stromversorgung im agrarisch geprägten Gebiet zwischen Weser, Elbe und Harz zu errichten, erfüllte die HASTRA durch einen koordinierten Netzausbau und durch die Schaffung einer leistungsstarken Infrastruktur. Auf den Zweiten Weltkrieg (1939–1945) mit seinen Zerstörungen und der Not in der Nachkriegszeit folgten der Wiederaufbau in den 1950er und das Wirtschaftswunder in den 1960er Jahren mit stetig wachsendem Energiebedarf.  

auf diesem Foto aus dem Jahr 1966 arbeiten zwei Monteure an einem Schaltkasten
Hastra-Monteure arbeiten an einem Schaltkasten, 1966

Hohe Investitionen in den Leitungsbau und in technische Anlagen beseitigten endgültig Versorgungsengpässe und brachten der Bevölkerung den „Stromverbrauch auf Knopfdruck“. Energiekrisen und wachsendes Umweltbewusstsein leiteten in den 1970er und 1980er Jahren einen Wandel in der Energiepolitik ein. Mit intensiver Energieberatung und der Förderung regenerativer Projekte stellte sich die HASTRA erfolgreich auch diesen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen.

Im Sommer 1999 fusionierte sie mit vier anderen Versorgungs-unternehmen, namentlich der Überlandzentrale Helmstedt (ÜZH), der Energieversorgung Magdeburg (EVM AG), der Ferngas Salzgitter GmbH (FSG) und der Landesgas Niedersachsen AG, zur Avacon AG.

Die Energienutzung im Wandel

Ein Trafo wird in eine Station eingebaut
Einbau eines regelbaren Ortsnetztrafos in Hilgermissen

Die im Jahr 2011 durch die Bundesregierung beschlossene „Energiewende“ führt von der Kohle- und Kernkraft, also den fossilen Energieträgern, wieder zu den solaren Energieträgern, wie Wind, Wasserkraft, Biomasse und der direkten Nutzung der Sonnenenergie.

Strom und Gas sind leitungsgebundene Energien, die zur richtigen Zeit an den richtigen Ort gebracht werden müssen. Dabei gilt die Devise: Rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Diese Aufgabe übernimmt Avacon als regionaler Energiedienstleister: Das Unternehmen unterhält ein 64.500 Kilometer langes Stromnetz und ein 20.000 Kilometer langes Gasnetz und stellt für über zwei Millionen Menschen in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt die Versorgung mit Strom und Gas sicher.

Schon seit vielen Jahren gehört Avacon zu den Gestaltern der Energiewende: Der Anteil an Strom aus Erneuerbaren Energien liegt im Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetz von Avacon bei über 170 Prozent, wohingegen der Bundesdurchschnitt Erneuerbarer Energien gemessen an der Bruttostromerzeugung derzeit bei rund 40 Prozent liegt.

Im ländlich geprägten Versorgungsgebiet von Avacon werden die regenerativen Erzeugungsanlagen für Windkraft, Photovoltaik und Biomasse besonders intensiv ausgebaut. Damit die Netze die hohen Einspeiseleistungen der vielen kleinen dezentralen Erzeugungsanlagen aufnehmen können, müssen sie ständig aus- und umgebaut werden. Um die Kosten für den erforderlichen Netzausbau gering zu halten, werden die Netzplanung und -steuerung fortlaufend optimiert und innovative Technologien wie der regelbare Ortsnetztrafo (RONT) eingesetzt.

Ziel ist es, den Menschen im Versorgungsgebiet von Avacon schon heute Netze und Energielösungen für die Energiewelt von morgen zu bieten. Denn Strom- und Gasnetze sind nicht nur ein Stück Infrastruktur: Sie sind Lebensadern unseres Alltags.

In dem Video zeigen wir ausgewählte Exponate des meg: Von den 1970er Jahren bis hin zum Smart Meter von heute.  

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