Die Elektrifizierung beeinflusste umfassend alle Lebensbereiche der Menschen und zwar mit weit reichender sozialer, technischer, ökonomischer und politischer Bedeutung. Am Thema Haushalt wird die sozialgeschichtliche Bedeutung der Elektrifizierung besonders deutlich. Zahlreiche Erfindungen und damalige Innovationen zeigen den Wandel des Hygienebedürfnisses der Menschen - und sind ebenso ein Spiegel der Gesellschaft.
Schon früh versuchte die Elektrobranche mit Werbeslogans wie „Mutter hat jetzt Zeit für uns, denn sie kocht elektrisch“ Das Werbeversprechen der Stromanbieter in den 1930er Jahren klingt verheißungsvoll und vermittelte den Eindruck, dass die Hausfrau mehr Zeit für die Familie hätte, wenn sie einen Elektroherd benutzte.
In dem Video stellen wir ausgewählte Exponate aus dem Ausstellungsbereich "Elektrisches Kochen" vor.
Die elektrische Kochplatte
Obwohl es 1886 die bereits erste elektrische Kochplatte gab, dauerte es noch Jahrzehnte, bis sie sich durchsetzte. Noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war der Kohleofen weit verbreitet. Der Ofen in der Küche stellte damals den sozialen Mittelpunkt des Hauses dar. Ständig stand ein Topf mit heißem Wasser auf dem Herd, der Ofen war oft die einzige Heizquelle im ganzen Haus. Zusätzlich diente er zum Erhitzen von Bügeleisen, Haarbrenner und Bettwärmer.
Führend in der Entwicklung der elektrischen Kochgeräte war später die Firma Siemens-Schuckertwerke. Mit ihrer eigenen Marke „Protos“ wurde sie zum Marktführer. Der Elektroherd setzte sich bei den Verbrauchern allerdings noch nicht durch. Etwas kurios wirkt aus heutiger Sicht die Befürchtung, dass die Speisen „elektrisch“ schmecken könnten.
Der Elektroherd
Bis 1930 hatte gerade einmal die Hälfte der Bevölkerung einen Stromanschluss, was es für viele unmöglich machte, auf Stromgeräte zurückzugreifen. Für den Kauf eines Herdes schuf man ab Mitte der 1920er Jahre auch finanzielle Anreize: Es wurde erstmals eine Ratenzahlung eingeführt.
1936 besaßen gerade einmal zwei Prozent der deutschen Haushalte einen Elektroherd. Das elektrische Kochen setzte sich erst in der Nachkriegszeit, während des sogenannten „Wirtschaftswunders“, endgültig in allen deutschen Haushalten durch.
Der Heinzelkoch
Clemens Wilmenrod (1906–1967), Deutschlands erster Fernsehkoch, wusste es in den 1950er Jahren genau: Auf den „Schnellbrater Heinzelkoch“ konnte er sich vor der Kamera verlassen. Und so machte er für das Gerät ausgiebig Werbung – nicht nur in seinen Fernsehsendungen, sondern auch in seinen Kochbüchern. Im „Heinzelkoch“, so Wilmenrod, „trieb der berühmte deutsche Erfindergeist eine liebenswerte Blüte“. Das Gerät gab es in den verschiedenen Ausführungen mit unterschiedlich großen Backöfen oder auch mit seitlich angesetzten Kochplatten. Hersteller waren Metallbetriebe in Lüdenscheid und Bad Berleburg, den Vertrieb übernahm die „Moderne Küchentechnik GmbH“ in Dortmund. Bis zur Insolvenz der Firma vor wenigen Jahren wurden unter dem Namen „Heinzelkoch“ moderne Großküchenausstattungen produziert.
Der Mikrowellen-Ofen
Ein Magnetron wandelt elektrischen Strom in Hochfrequenz–Wellen um, die konzentriert in das Lebensmittel geleitet werden. Bei 2,5 Milliarden Schwingungen pro Sekunde bringt diese Energie die Wassermoleküle im Lebensmittel in Bewegung. Durch diese Bewegung entsteht die Wärme.
Mikrowellen können nicht nur Speisen erwärmen, sondern werden auch genutzt, um Daten durch den Raum zu senden. Sie können komplexe Informationen übermitteln und werden deshalb auch für die Satellitenübertragungen von beispielsweise Fernsehsignalen verwendet.
Mitte der 1970er Jahre wurde der Mikrowellenherd zum Massenprodukt, das bis heute in rund 60 Prozent aller deutschen Küchen eingesetzt wird. Das Gerät auf dem Foto kostete 1979 1.178,- DM.